High-Performance-Coach Sandra Furulund über nachhaltiges Handeln

„Senke deine Ansprüche! Du musst nicht immer auf Topniveau abliefern!“ Diese Ratschläge hat die schwedische High-Performance-Coach und Stressberaterin Sara Furulund bekommen, als sie einen Burnout erlitt. Hier erfährst du, warum du diesen Rat nicht befolgen solltest, wenn du hohe Ambitionen hast und wie du stattdessen einen nachhaltigen, kraftvollen Lebensstil entwickelst, der zu dir passt.

#Inspiration

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Hallo Sandra! Wer bist du und was machst du?
Ich wohne in Schweden, bin ein neugieriger Mensch, ich liebe es, immer unterwegs zu sein, neue Orte zu entdecken und Neues zu lernen – sowohl im Berufsleben als auch privat.

Ich arbeite als High-Performance-Coach und Stressberaterin. Das bedeutet, dass ich Menschen mit hohen Ansprüchen coache, die ein hohes Leistungsvermögen beibehalten und gleichzeitig einen Lebensstil entwickeln möchten, mit dem sie ihre Ziele mit Kraft, Energie und Freude verfolgen können.


Wie bist du zu diesem Job gekommen?
Wie schon gesagt, bin ich ein Mensch, der gerne unterwegs ist. Ein Teil dieser Leidenschaft ist, dass ich schon immer einen inneren Antrieb gespürt habe und sehr fokussiert war. Meine Neugier hat mich immer wieder an neue Orte und zu neuen Zielen geführt. Das ist einfach ein Teil meiner Persönlichkeit. Aber gleichzeitig ist diese Stärke auch meine größte Schwäche – das hat sich gezeigt, als ich 28 Jahre alt war.

Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich meinem Antrieb, meiner Neugier und Zielstrebigkeit die Kontrolle überlassen. Ich arbeitete als Kommunikationsstrategin, aber im Grunde war es gar nicht der Job, der dazu geführt hat, dass mich der Stress krank gemacht hat und ich mich ausgebrannt fühlte.

Ich wusste einfach nicht, dass Körper und Gehirn auch hin und wieder eine Auszeit brauchen und nicht immer im Entdeckermodus und auf der Suche nach Lösungen sein können. Das war, zusammen mit schlimmen Schlafstörungen nach einer persönlichen Krise einige Jahre zuvor, der Auslöser dafür, dass ich krank wurde.

Als ich wieder fit war, begann ich gesund zu leben. Ich hörte auf die Ratschläge von Expertinnen, die mir unter anderem empfahlen, meine Ansprüche herunterschrauben und nicht immer alles geben zu wollen. Ich hielt mich an diese Empfehlungen und spürte, dass es meinem Körper immer besser ging. Aber in meinem Inneren fühlte ich mich schlechter. Im Nachhinein ist das gar nicht so verwunderlich – ich war ja nicht mehr, wer ich mal war. Ich bin ein Mensch, der intuitiv immer versucht hat, sein Bestes zu geben – ohne dass es jemand von mir verlangt hat. So war ich einfach. Und nicht mehr die Person zu sein, die man früher einmal war, ist nicht der richtige Weg, einen nachhaltigen Lebensstil zu schaffen.

Foto von: Linda Florvik

Ich beschloss, die Branche zu wechseln, mich zur Stressberaterin weiterzubilden und mein eigenes Unternehmen zu gründen. Schon bald erkannte ich ein Muster bei allen, die mich kontaktierten: Sie waren ehrgeizig, getrieben, loyal, brachten Höchstleistungen, waren neugierig und zielorientiert – genau wie ich. Das brachte mich dazu, ihnen Tools und Lösungen anzubieten, die außerhalb dessen lagen, was ich während meiner Ausbildung gelernt hatte. Nach und nach fand ich, dass die Bezeichnung Stressberaterin auf mich gar nicht mehr richtig zutraf, aber ich wusste auch nicht, wie ich mich sonst hätte bezeichnen sollen.

Über einen Business-Coach aus Kanada lernte ich den Begriff „High Performance“ kennen. Ich spürte, dass ich angekommen war. Das war genau, was ich machte und selbst lebte: High Performance und Selbstständigkeit.

Die meisten von uns assoziieren den Begriff High Performance mit Stress und hohen Anforderungen – dabei geht es bei HP um das genaue Gegenteil. Und es zeigt uns, dass wir vollkommen falsch mit Leistung und Stress umgehen.

Heute setze ich mich dafür ein, dass mehr ehrgeizige Menschen erfahren, dass es möglich ist, einen nachhaltigen Lebensstil zu entwickeln, bei dem Leistung, Energie, Gesundheit und Beziehungen in keinem Widerspruch zueinander stehen. Wir müssen uns nicht für das eine oder andere entscheiden – wir können beides haben!

Foto von: Karl-Johan Zaring

Du sprichst immer wieder davon, eine „Leistungsprinzessin” zu sein. Was heißt das? Und muss das wirklich was Schlechtes sein?
Im Schwedischen hat sich in den letzten Jahren der Begriff Leistungsprinzessin in den sozialen Medien entwickelt. Und auch Stressforscher verwenden den Begriff, wenn sie über die vielen Frauen sprechen, die durch alltäglichen Stress krank werden. Der Ausdruck hat seinen Ursprung in einem auf Leistung basierenden Selbstempfinden und wird definiert als „Frau, die Leistung bringen muss, um allen Ansprüchen zu genügen“.

Ein wichtiges Ziel für mich ist, das Wort Leistungsprinzessin wieder verschwinden zu lassen. Es wird heute als Label für wunderbare Frauen verwendet, die über viel Kompetenz, große Erfahrung, Willenskraft und Ressourcen verfügen, um etwas zu erreichen. Dieser Blick auf Frauen versetzt uns mit einem Schlag zurück ins 19. Jahrhundert!

Ich finde vielmehr, dass wir diesen Frauen sagen sollten: Du bist fantastisch! Du bist ehrgeizig, bringst gerne Leistung und weißt anscheinend genau, was du tust! Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass du das auch morgen noch bist und dass du dich nicht nur über deine Leistung definierst. Du DARFST das natürlich, aber du brauchst noch mehr, um dich langfristig in dieser Position wohlzufühlen. Und lass uns noch einen Schritt weiter gehen: Du musst dich sicher und stark fühlen, du musst die Energie und das Vertrauen in dir und um dich herum spüren. Du musst dein Leben auch in anderen Bereichen genießen als nur auf der Arbeit. Und deshalb brauchst du genau auf dich zugeschnittene Lösungen.


Worin liegt für dich das große Geheimnis, als ehrgeizige Person einen nachhaltigen Lebensstil zu leben?
Das große Geheimnis ist, sich selbst zu entscheiden, bewusst zu leben, ausgehend von der eigenen Persönlichkeit und den eigenen Bedürfnissen als Mensch. Um große Ziele verfolgen, überragende Leistungen erbringen und in einem nachhaltigen Tempo leben zu können, muss man zuallererst auf sich selbst achten. Jeden Tag. Ausreichend Schlaf, die richtige Ernährung, Bewegung, Ruhepausen und die anderen menschlichen Bedürfnisse unseres Körpers, Gehirns und unserer Seele. Dabei geht es auch darum, sich selbst zu respektieren, seinen Selbstwert zu erkennen und sich selbst zu vertrauen. Dann gehen wir hinaus, auf andere Menschen zu und unterstützen diese mit unseren Leistungen, wobei wir auch dabei bewusst darauf achten, wann, wo und wie wir unsere Leistungen erbringen. Natürlich kann man auf noch viele andere Aspekte eingehen und diese weiterentwickeln, aber so sind wir dem Geheimnis schon ein bisschen auf den Grund gegangen.

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Weitere Infos zu Sandras Arbeit und ihrer Leidenschaft findest du auf ihrer Website www.sandrafurulund.com (auf Schwedisch) oder bei Instagram und LinkedIn unter @sandrafurulund.